Die Schematherapie ist eine innovative und integrative Antwort auf komplexe Störungen wie die Borderline-Persönlichkeitsstörung. In den letzten Jahren hat dieser Ansatz auch in der Schweiz an Bedeutung gewonnen, da er Elemente aus verschiedenen therapeutischen Traditionen kombiniert und sich auf unerfüllte emotionale Bedürfnisse und dysfunktionale Modalitäten konzentriert. Wir werden gemeinsam erforschen, wie die Schematherapie Menschen, die mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung leben, wirksame Werkzeuge bieten kann.
Was ist Schematherapie?
Die Schematherapie beruht auf der Idee, dass viele psychologische Schwierigkeiten in frühen Schemata verwurzelt sind, d.h. in Denk-, Gefühls- und Verhaltensmustern, die in der Kindheit entwickelt wurden. Diese Schemata können zu mächtigen Filtern werden, durch die wir die Welt sehen und erleben, ein bisschen wie eine Brille mit farbigen Gläsern, die unsere gesamte Erfahrung beeinflussen.
Mit Hilfe von Erfahrungstechniken wie dem Dialog der Moden(Moden = vorübergehende innere Modi, emotionale und Verhaltenszustände, die Teile des Selbst ausdrücken) oder geführten Visualisierungen hilft die Schematherapie dabei, dysfunktionale Muster und innere Modi, die uns blockieren, zu identifizieren und zu transformieren. Es ist, als würde man einen ständigen Kreislauf von Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen auflösen, der uns einst beschützt hat, uns aber heute nicht mehr dient. Im Grunde ist es eine Reise, auf der wir unsere tiefsten, oft vernachlässigten emotionalen Bedürfnisse entdecken und endlich lernen, wie wir sie auf gesunde Weise befriedigen können.
Ein grundlegender Aspekt dieses Prozesses ist die Rekonsolidierung von Erinnerungen. Schmerzhafte Erinnerungen, die dysfunktionale Muster nähren, können nicht transformiert werden, indem man sie ruhen lässt: Sie müssen während der Sitzung in einem sicheren Kontext reaktiviert werden, um verändert zu werden. Wenn eine emotionale Erinnerung ins Bewusstsein zurückgerufen und 'wieder geöffnet' wird, wird sie vorübergehend formbar: Der Therapeut leitet den Patienten dann an, eine neue und korrigierende emotionale Erfahrung zu machen, die über die alte erlernte Reaktion 'geschrieben' werden kann. Neurowissenschaftliche Studien (wie das Krabbenexperiment, bei dem eine Abwehrreaktion nur dann verlernt wurde, wenn das Bedrohungsgedächtnis aktiv war) bestätigen, dass diese Rekonsolidierungsphase für eine dauerhafte Veränderung entscheidend ist.
Schematherapie und Borderline-Störung
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist gekennzeichnet durch emotionale Instabilität, turbulente Beziehungen und eine fragile Selbstwahrnehmung. Die Schematherapie bietet einen maßgeschneiderten Ansatz, der mit Moden wie dem verletzlichen Kind oder dem strafenden Elternteil arbeitet, um die Selbstwahrnehmung und die emotionale Regulierung zu fördern.
Bei Patienten mit einer Borderline-Störung treten häufig bestimmte Verhaltensweisen auf:
- das verletzliche Kind, das sich verlassen, allein und der Liebe nicht würdig fühlt;
- das wütende/impulsive Kind, das seine Wut und Frustration unkontrolliert äußert;
- der losgelöste Beschützer, der versucht, seine Emotionen zu betäuben, indem er sich abschottet oder flieht;
- der strafende Elternteil, der das verletzliche Selbst mit selbstkritischen und selbstverletzenden Gedanken kritisiert und bestraft;
- der Gesunde Erwachsene, der oft schwach oder nicht vorhanden ist und den der therapeutische Weg stärken soll.
Viele Patienten mit Borderline-Störung haben in ihrer Kindheit Erfahrungen gemacht, die sie lehrten, dass normale Bedürfnisse falsch sind, was zu verzerrten Gedanken und Gefühlen führt.
Die größte Herausforderung für den Therapeuten besteht darin, dem Patienten zu helfen, einen mitfühlenderen und rationaleren inneren Dialog aufzubauen und die therapeutische Erfahrung in einen sicheren Ort zu verwandeln, an dem er lernt, dass es normal und akzeptabel ist, Bedürfnisse nach Liebe, Sicherheit und Autonomie zu haben.
Der Ansatz in der Schweiz
In der Schweiz wird die Schematherapie aufgrund ihrer Wirksamkeit und Flexibilität immer häufiger angewandt. Hier widmen sich erfahrene Therapeuten der Schaffung eines Umfelds, das die Strenge der Struktur mit einer Offenheit für Kreativität verbindet. Dies ist ein wesentliches Element, um die Therapie an die spezifischen Bedürfnisse jedes Einzelnen anzupassen.
Durch diesen Ansatz lernen die Patienten nicht nur, ihre dysfunktionalen Muster zu erkennen, sondern auch, anpassungsfähigere Reaktionen zu entwickeln, die ihre tägliche Lebensqualität verbessern. Die Therapie wird zu einer Art Kompass, der sie zu einem gesünderen Verhalten und Denken führt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Schematherapie eine der vielversprechendsten Entwicklungen für die Behandlung von Borderline-Störungen darstellt. Sie verbindet liebevolle Güte und Strenge auf einer Reise der Heilung und persönlichen Transformation.
